Standort Am Halsbrech-Obere Donnerbergstraße / Friedhof Stolberg
erstellt  1920
Künstler unbekannter Steinmetz
Kultur-Partner Europäischer Kunsthof

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Auf dem großen städtischen Stolberger Friedhof befindet sich auch ein großer Soldatenfriedhof der Toten des 1. und des 2. Weltkrieges. Eingerahmt von zahlreichen Kriegsgräbern steht ein über 2 Meter hohes Rechteckiges Denkmal. Es sieht aus, wie eine riesige Urne. Die Schriftzüge in dem Stein sind fein und schon etwas verwittert. Die Inschrift auf einer der Steinplatten lautet: DEM GEDÄCHTNIS DER OPFER DES EXPLOSIONSUNGLÜCKES IN DER STOLBERGER DÜNGEFABRIK AM 12.4.1920

Kulturpartner Explosionsopfer in Stolberg:

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Arbeiten unter gefährlichsten Bedingungen

Was war das für eine fürchterliche Explosion, die viele Tote und Verletzte zur Folge hatte? So ganz geklärt werden konnte die Ursache dieses Unglückes nicht. Zur damaligen Zeit waren die ermittlungstechnischen Möglichkeiten noch nicht so ausgefeilt, wie heute. Und sicherlich waren auch einige Menschen, insbesondere die Eigentümer und deren Auftraggeber nicht wirklich interessiert, die wahren Ursachen der Katastrophe an die Öffentlichkeit kommen zu lassen.
Fest steht, dass in der Düngemittelfabrik der Firma Dr. A. Schippan & Co. am 12. April 1920 ca. 100 Menschen zum Teil schwer verletzt wurden und mindestens 22 Explosionsopfer in Stolberg, eine andere Quelle spricht von 25 Personen, unmittelbar durch die Explosion den Tod fanden. Die Fa Dr. Schippan befand sich in der Rhenaniastraße unweit des Stolberger Bahnhofes im Stolberger Stadtteil Atsch. Die Explosion muss derart heftig gewesen sein, dass selbst das Dach des Bahnhofgebäudes noch erheblich in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Firma selbst wurde völlig zerstört. Hierzu soll es im Düsseldorfer Staatsarchiv noch Fotos geben, die diese gewaltigen Schäden dokumentieren. Neben der Fabrik waren zudem die Werkswohnungen weitgehend zerstört und viele Häuser im Umkreis stark beschädigt.

Entwicklung der Stolberger Industrie

Um die Gründe dieses Unglückes zu verstehen, muss die wirtschaftliche Entwicklung dieser Zeit der Industrialisierung kurz aufgezeigt werden. Stolberg war reich an Erzvorkommen. Daher entwickelte sich hier auch eine entsprechende Industrie, die diese Vorkommen aus dem Gestein holte. Die Verarbeitungstechniken wurden immer besser, aber auch zunächst gefährlicher für Mensch und Umwelt. Beim sogenannten „Rösten“ der Zinkblende in den Öfen entwich zum gesundheitlichen Schaden für die Menschen und zum Nachteil für die Umwelt sehr viel Schwefeldioxyd. So entwickelte ein Apotheker Namens Friedrich Wilhelm Hasenclever eine Methode, wie aus Zinkblende Schwefelsäure gewonnen werden konnte. Aus Schwefelsäure wurde schließlich Soda. Schwefelsäure war auch notwendig zur Produktion von Düngemitteln. Daher hatten sich in Stolberg zahlreiche Firmen, die von den aus der Erzgewinnung abfallenden Produkten profitierten, angesiedelt. So auch die Firma Dr. A Schippan und Co., die sich auf die Herstellung von Kunstdünger spezialisiert hatte.

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Beschlagnahme mit Folgen

Altlasten des 1. Weltkrieges, Beutemunition der Amerikaner, wurde von deutschen Firmen zur Verwertung der Stoffe gekauft. Neben anderen gefährlichen Stoffen befanden sich etwa 20 bis 100 Tonnen Ammonalladungen unter dieser Beutemunition. Zur Gewinnung des Materials wurden u.a. die Papphülsen der Munitionen aufgeschnitten, zerkleinert und anschließend weiter verkauft. Zuständig für die Bearbeitung waren die Firmen Schweitzer; Oppler und Schneider. Ihnen wurde die Schuld an der Explosion gegeben, da angeblich das Material nicht ordnungsgemäß bearbeitet, bzw. zerkleinert worden war. Eine von ca. 20 Wagonladungen war an einen belgischen Kunden verkauft worden. Jedoch ließen die amerikanischen Grenzposten diesen Eisenbahnwagon nicht passieren, beschlagnahmten ihn und schickten diese tickende Zeitbombe nach Stolberg-Atsch in das Werk Schippan. Dort sollte nochmals nachgearbeitet und zerkleinert werden. Wo nun besonders geschlampt worden ist und wo Arbeiter auch andere Bestandteile unter dieses Ammonal gemischt haben, dass bleibt offen. Das Chemische Untersuchungsamt Aachen, mit der Erforschung der Ursache beauftragt, stellte fest, dass sich eine chemische Reaktion in Form der Explosion ergeben hatte, während die Arbeiter damit beschäftigt waren, das Material zu verladen. Vermutlich hatte durch eingetretene Feuchtigkeit der chemische Prozess zwischen den verschiedenen Substanzen, hier ist die Rede von Ammonal und Pikrinsäure, und zusätzlich falscher Lagerung auf zu großen Haufen, erst beginnen können.
Anscheinend war es in den Nachkriegsjahren aber verbreitet gewesen, dass die Sprengstoffe in der Form entsorgt wurden, dass sie in bestimmten Mengen mit anderen Materialien, wie Kalisalzen, vermischt wurden. Dieses Gemisch wurde dann als Dünger verkauft. Auf diese Art sparten sich Staat und Firmen die Kosten aufwendiger Entsorgung und machten mit dem Materialmix sogar noch einen guten Profit.
Die Firma in Stolberg-Atsch war nicht der einzige Ort, an denen es derartige Explosionen gegeben hat. 1919 ist ein weiteres Unglück mit vielen Toten in Köln aktenkundig. Nach der verheerenden Detonation war die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung Stolbergs groß. Eine Spendeninitiative erbrachte in kurzer Zeit die für damalige Verhältnisse gewaltige Summe von über 400.000,– Mark für die Explosionsopfer in Stolberg und deren Familien. Wahrscheinlich wussten die Arbeiter nicht einmal, womit sie es zu tun hatten. Das Denkmal auf dem Friedhofsgelände ist ein ganz besonderer Denkmalplatz.

Quelle:
Recherchen und Publikation des Heimat- und Handwerksmuseums 1994

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