Standort: August-Klotz-Straße + 9 weitere Plätze im Dürener Stadtgebiet
erstellt: 1988 – 1990
Künstler: Ulrich Rückriem – Bildhauer / Konzeptkünstler
KULTUR-PARTNER:  

Rückriem Stelen Standorte in Düren und ihre historischen Geschichten

  • Schützenstrasse
  • Wernersstrasse
  • Gerstenmühle
  • vor dem Amtsgericht
  • an der Rheinischen Landesklinik

  • an der Anne-Frank-Gesamtschule
  • in den Stadtteilen Birkesdorf
  • Arnoldsweiler
  • Gürzenich
  • Lendersdorf

Die Gründe für die Auswahl der 10 Standorte, 4 im Stadtzentrum Dürens, 6 weitere in den umliegenden Stadtteilen, werden hier in Kurzform erläutert.

Innenstadt – Schützenstraße

Bis heute befindet sich in der Schützenstraße ein Parkplatz, dort, wo bis zur Pogromnacht, der Kristallnacht, am 10. November 1938 die jüdische Synagoge gestanden hat. Nach und nach wurden Juden, die zur städtischen Wirtschaft und Kultur seit über 700 Jahren in Düren gehörten, aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Erster Höhepunkt und in ganz Deutschland für alle Bürger sichtbares und spürbares Zeichen war sicherlich die Kristallnacht. So ging auch mit Unterstützung einiger NSDAP – Angehörigen in Düren die Synagoge in Flammen auf. Die Feuerwehr Dürens machte dabei aktiv mit, indem sie die brennende Synagoge nicht versuchte zu retten, sondern ihr Wasser an der Synagoge vorbei auf die angrenzenden Grundstücke spritzte.

Kultur-Partner Rückriem Stelen in Düren:

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Innenstadt – Wernersstrasse / Martin-Luther-Platz

Das ehemalige Friedrich-Ebert-Jugendheim wurde schon 1933 von SA und SS übernommen und in „Schlageter-Heim“ umbenannt, nach Albert Leo Schlageter, einem glorifizierten Arier. Hier wurden in den Folgemonaten und Jahren Menschen gefoltert, weil sie Sozialdemokraten, Gewerkschafter oder Kommunisten waren. Die Nazis gingen mit unvorstellbarer Brutalität gegen diese Menschen aus Düren vor. Heute steht an dieser Stelle ein Schule.

Innenstadt – Gerstenmühle / Oberstraße

Nach einem Teilabriss einer alten Mühle verblieben die restlichen Gebäude für angebliche Wohnzwecke. Tatsächlich wurden hier erstmals unmittelbar nach der Pogromnacht Juden zwangsweise einquartiert und 1938 in die Konzentrationslager Buchenwald, Sachsenhausen und Dachau deportiert, später dann nach Polen. Die Gerstenmühle wurde als Sammellager benutzt, nach außen hin deklariert „zum Schutze obdachloser Juden“. Die „Endlösung“ mit der Zusammenlegung aller Juden der Region hat im April/Mai 1941 ihren Höhepunkt. „Düren wird ab dem 30. April 1941 judenfrei sein!“ wurde verkündet.

Innenstadt – Amtsgericht / August-Klotz-Straße

„Recht ist, was dem deutschen Volke nützt, Unrecht, was ihm schadet…… Das Programm der NSDAP ist daher geltendes Recht.“ begründete der Richter des Landgerichts sein Urteil gegen eine Jüdin trotz fehlender Rechtsgrundlage im Jahre 1935. Berichtet in „Westdeutscher Beobachter“ vom 10. Dezember 1935. In der Grundsteinurkunde vom 9. Mai 1938, dem Baujahr des Dürener Amtsgerichtes, ist folgendes schriftlich festgehalten: „So strebe der Bau zu einer Stätte unbeirrbarer gerechter Anwendung des Rechts und zu einem Hort wahrhafter volksnaher Rechtspflege. Mögen in ihm nur deutsche Männer ihres Amtes walten, die von der hohen Aufgabe ihres Berufes zutiefst durchdrungen sind.“ Die Geschichte hat gezeigt, dass gerade die Gerichtsbarkeit das Terrorregime mit ermöglichte. Nicht wenige Richter dieser dunklen Zeit haben in der neu gegründeten Bundesrepublik anschließend wieder Recht gesprochen und sind nur in wenigen Fällen zur Verantwortung gezogen worden.

Wandern Sie hier von Denkmalplatz zu Denkmalplatz in Düren

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Rheinische Landesklinik – Meckerstrasse

Der Reichsleiter Bouhler und Dr. med. Brandt wurden mit einem Erlass Hitlers von Oktober 1939, datiert auf den 1. September 39, bestimmte Ärzte zu ermächtigen, unheilbar kranken Menschen den Gnadentod zu gewähren. Mehr als 100.000 Menschen wurden auf Grund dieses Euthanasieerlasses zu Tode gebracht. 1939 war dann auch die Landesklinik in Düren im Fokus dieses Erlasses. Über jeden Patient musste ein Meldebogen ausgefüllt werden. Es sei einmal dahin gestellt, ob die leitenden Ärzte das Ziel und die Auswirkungen ihrer Angaben wissen konnten oder sogar wissen mussten. Jedenfalls wurden auf Grund ihrer Angaben im ersten Zugriff 376 Männer und 222 Frauen abgeholt und am Ende in die Tötungsanstalt Hadamar bei Limburg gebracht. Weitere ca. 1300 Frauen und Männer wurden in den Folgejahren bis Kriegsende ebenfalls von der Rheinischen-Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt Düren in andere Lager verlegt. Nur wenige haben die Tötungsmaschinerie überlebt.

Stadtteil Mariaweiler – Kupfermühle / Anne-Frank-Gesamtschule

In Gedenken und Andenken an das jüdische Kind Anne Frank, das 1933, erst 4-jährig, mit ihrer Familie von Frankfurt am Main nach Amsterdam geflohen ist, um dann doch noch im August 1944 zusammen mit ihrer Familie, so wie viele andere Juden, von den Nazis verhaftet und schließlich in einem Konzentrationslager umgebracht worden ist. Bekannt geworden ist Anne Frank auf Grund ihres Tagebuches, dass sie zu ihrem 13. Geburtstag im Juni 1942 von ihrer Mutter erhielt und in das sie die Realität der Zeit und das Schicksal vieler Menschen minutiös erfasst und mit großer Empathie dokumentiert hatte. Von Juli 1942 bis August 1944 konnten sie sich in einem Hinterhaus hinter einer drehbaren Regalwand versteckt halten. Ihr aufgefundenes Tagebuch gilt heute um so mehr als Symbol für Menschenwürde, Toleranz und unbändigen Lebensmut. Für die seit 1988 selbständige Dürener Gesamtschule in Mariaweiler sind diese Tugenden ein Auftrag, dem sich alle Lehrer und Schüler der Anne-Frank-Gesamtschule verpflichtet fühlen.

Stadtteil Birkesdorf – Zollhausstraße / Altes Rathaus

Der Industriestandort Birkesdorf hatte stark organisierte Arbeitnehmergruppen innerhalb der Gemeinde. Entsprechend war hier auch sehr früh, 1931, ein „Kampfbund gegen den Faschismus“ gegründet worden. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde vom alten Rathaus aus mit der Verfolgung von SPD-Anhängern, Kommunisten und Gewerkschaftern in Birkesdorf begonnen. Allerdings gab es hier zahlreiche Bürger, die sich nicht so schnell unterdrücken lassen wollten. Trotzdem mussten sie in den Untergrund gehen und sich heimlich treffen. Zeitweise saßen bis zu 50 Birkesdorfer in KZs oder Schutzhaftlagern.

Stadtteil Arnoldsweiler – Neußer- / Cormeillesstraße

Diese Rückriem-Stele steht symbolisch für eine Vielzahl von Barackenlagern in und um Düren, in denen Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter unter Menschen unwürdigen Verhältnissen interniert waren. Hier in Arnoldsweiler gab es ein großes Lager französischer und russischer Kriegsgefangener. Wie viele hier unter grausamen Umständen ihr Leben lassen mussten, dass ist bis heute nicht geklärt. Man ging von ca. 500 Toten auf dem damaligen Friedhof in der Merzenicher Heide aus. 1960 fand eine Exhumierung und Umlegung aller Toten statt. Es wurden gesamt über 1.500 Tote ausgegraben. Das schockte die Menschen über die Grenzen hinweg. Und dies waren längst nicht alle Opfer dieses Lagers, da viele einfach mit einem LKW irgend wohin transportiert und verscharrt wurden.

Stadtteil Gürzenich – Schillingsstraße / Möschengasse

Die Stele in Gürzenich erinnert an die kleine, aber fest integrierte jüdische Gemeinde dieses Ortes. Die gegenseitige Verbundenheit innerhalb der gesamten Gemeinde dauerte über Generationen fast 200 Jahre lang an. So wurde die Gürzenicher Synagoge am 7. September 1906 mit erheblicher Unterstützung der christlichen Gemeinde feierlich eingeweiht. Und auch in Trauerfällen ging der katholische Pfarrer zu den jüdischen Familien und kondolierte. Noch im ersten Weltkrieg hatten sogar die jüdischen Mitbürger am Kampf teilgenommen und sind für ihr deutsches Vaterland gestorben. Doch dann zerbrachen die alten Freundschaften unter dem Druck der Anhänger des Naziregimes. Die Synagoge wurde ebenfalls am 10. November angezündet und zerstört. Im Anschluss daran wurden alle männlichen Juden verhört. Wenige verbliebene Freunde verhalfen ihren jüdischen Freunden zur Flucht nach Holland und Belgien, wurden dann allerdings auch dort verhaftet und in Straflager und KZs gebracht.

Stadtteil Lendersdorf – Schneidhausener Weg

Eher beschaulich ging es in den heute südlichen Stadtteilen Dürens zu. Dort wurden in einer unrentablen Mühle, der „Thuirs Mühle“ Juden ab 1941 aus den Dörfern Maubach, Gey und Drove untergebracht. Sie lebten dort auf engstem Raum, gestalteten sich aber diese Zeit so gut es ging. Bewohner, Bauern und Ladenbesitzer steckten des hungernden und durstenden Juden oftmals Lebensmittel zu. Sogar eine jüdische Hochzeit fand hier unter den Lagerbedingungen noch statt. Doch dann kam der Befahl zum Aufbruch. Niemand kam zurück!

Quelle:
Broschüre von 1991 des Leopold Hoesch Museum und der Stadt Düren

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